Heuristik

Heuristik
proaktive Erkennung

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Heu|rịs|tik 〈f. 20; unz.〉 Lehre von den Wegen zur Gewinnung neuer Erkenntnisse [eigtl. „Findungs-, Erfindungskunst“; zu grch. heuriskein „finden“]

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Heu|rịs|tik, die; -, -en [zu griech. heuri̓skein = finden, entdecken]:
Lehre, Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen; methodische Anleitung, Anweisung zur Gewinnung neuer Erkenntnisse.

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I
Heuristik,
 
die Lehre von den Verfahren, Probleme zu lösen. Unter heuristischer Methode wird ein Vorgehen verstanden, bei dem die Lernenden dazu angehalten werden, angesichts von Problemen Heurismen (Findeverfahren) einzusetzen (z. B. systematisches Probieren), um eine Problemlösung zu erreichen. Immer wenn zur Bewältigung einer kognitiven Anforderung kein Routineverfahren (Algorithmus) zur Verfügung steht, sondern ein Lösungsverfahren vom Problemlöser erst konstruiert werden muss, spricht man von einem heuristischen Vorgehen. Heurismen sind Bestandteile der heuristischen Struktur. Ihre Ausbildung, Bewusstmachung und die Entwicklung von Strategien für ihren Einsatz sind wichtige Aufgaben der Denkerziehung.
II
Heuristik
 
[zu griech. heuriskein »finden«, »entdecken«] die, die Kunst, wahre Aussagen zu finden. Im Unterschied zur Logik geht es nicht um das Begründen von wahren Aussagen, sondern um den Prozess und die Strategien des Aufspürens wahrer Aussagen. Die Heuristik beinhaltet u. a. auch das »entdeckende Lernen«. Auf einen Erfahrungsvorrat aufbauend werden aussichtsreiche Strategien verfolgt, abgewandelt und kombiniert.
 
In der Informatik werden heuristische Verfahren v. a. im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) angewandt. Sie dienen dem Auffinden von befriedigenden - jedoch nicht notwendigerweise optimalen - Lösungen komplexer (z. B. kombinatorischer) Probleme. Sie werden dort eingesetzt, wo der Rechenaufwand zu umfangreich ist, zuverlässige Algorithmen nicht bekannt sind oder nicht existieren können. Dabei enthalten heuristische Verfahren (z. B. bei Schachprogrammen) nicht willkürliche, weitgehend problemabhängige Vorschriften, mit denen mögliche Lösungen vom Suchprozess ausgeschlossen werden.
III
Heurịstik
 
[zu griechisch heurískein »finden«, »entdecken«] die, -, die Kunst, wahre Aussagen zu finden, im Unterschied zur Logik, die lehrt, wahre Aussagen zu begründen. Die Heuristik wurde von der traditionellen Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie eher stiefmütterlich behandelt. Eine Ausnahme hiervon bildete G. W. Leibniz, der neben der »ars judicandi« (der Kunst, die Wahrheit von Aussagen zu beurteilen) eine »ars inveniendi« (eine Entdeckungskunst) vorsah. Im 20. Jahrhundert fand die Heuristik sowohl unter psychologischen Gesichtspunkten (z. B. bei der Analyse »produktiven Denkens« durch M. Wertheimer) als auch unter didaktischem Blickwinkel (z. B. bei der Analyse von Lösungsstrategien für mathematische Aufgaben durch G. Pólya) verstärkt Beachtung. Das Konzept des »entdeckenden Lernens« stellt die Entwicklung geeigneter heuristisches Verfahren in den Vordergrund des Unterrichts. Auch die zeitgenössische Wissenschaftstheorie und -geschichte hat sich der Heuristik zugewandt. Hier sind Arbeiten wie »Beweise und Widerlegungen« (1979) von I. Lakatos und T. Kuhns »Die Entstehung des Neuen« (1977) zu nennen.
 
In der Informatik werden heuristische Verfahren v. a. im Bereich der künstlichen Intelligenz angewandt, ebenso wie in den Wirtschaftswissenschaften im Rahmen des Operationsresearch. Heuristische Verfahren dienen dem Auffinden von befriedigenden (jedoch nicht notwendigerweise optimalen) Lösungen komplexer (z. B. kombinatorischer) Probleme. Sie werden dort eingesetzt, wo der erforderliche Rechenaufwand, wie z. B. beim Entscheidungsbaumverfahren, bei Verfahren der ganzzahligen Programmierung (mathematische Programmierung) oder bei genetischen Algorithmen, zu umfangreich ist, zuverlässige Algorithmen nicht bekannt sind oder nicht existieren können. Dabei enthalten heuristische Verfahren (z. B. beim Schachspiel) nichtwillkürliche, weitgehend problemabhängige Vorschriften, mit denen mögliche Lösungen vom Suchprozess ausgeschlossen werden.
 
 
Johannes Müller: Arbeitsmethoden der Technikwiss.en. Systematik, H., Kreativität (1990);
 G. Polya: Schule des Denkens. Vom Lösen mathemat. Probleme (a. d. Engl., 41995);
 Klaus Müller: Allg. Systemtheorie. Gesch., Methodologie u. sozialwiss. H. eines Wissenschaftsprogramms (1996).

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Heu|rịs|tik, die; - [zu griech. heurískein = finden, entdecken]: Lehre, Wissenschaft von den Verfahren, Probleme zu lösen; methodische Anleitung, Anweisung zur Gewinnung neuer Erkenntnisse.

Universal-Lexikon. 2012.

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